Die Holzdorfer Elster
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Die evangelischen Pfarrer der Gemeinde Holzdorf (Elster)

Im Heimatverein des Ortes existiert bereits eine Aufstellung der evangelischen Pfarrer des Ortes. Vor allem die Neuentdeckung eines weiteren Pfarrers und die damit verbundene logische Schließung einer Lücke machten eine Überarbeitung notwendig. Die Aufstellung wurde durch den damaligen Pfarrer Heinze durchgeführt. Die Überarbeitung erfolgte durch Dirk Wille vom Heimatverein Holzdorf (2022).

1. Johannes Rink - vor 1530

Über Rink weiß man nichts Näheres. Er klagt im Visitationsprotokoll von 1528 über Zauberei, Ehebruch und andere Lastern in der Gemeinde. 

2. Valentin Windisch - nach 1530

Stammte aus Schönewalde und war „Des Pfarrherren Diener zu Holzdorf“. Wurde 1546 ins Priesteramt berufen.

3. Michael Stifel - 1534/35 - 1547 (Luthers Zögling/Freund)

Geboren 1487 in Esslingen/Württemberg. 1528 übernahm er die Pfarrstelle in Lochau (Annaburg). Hier verkündete er 1533 den „Weltuntergang“. Als dieser nicht eintrat, wurde Stifel vom Kurfürsten in Wittenberg in Schutzhaft genommen. Luther gab seinem Freund 1534/35 die vakante Pfarrstelle in Holzdorf. Hier blieb er bis 1547. Nach einigen Zwischenstationen wurde Stifel 1559 der erste Professor der Mathematik an der neu gegründeten Universität Jena. 1567 starb der berühmte Mathematiker und Theologe in Jena.

4.  Martinus Fabius - um 1547

Stammte aus Herzberg, wurde 1547 ins Priesteramt nach Schönewalde/Holzdorf berufen.

5. Johannes Cäsar (Kaiser) - 1552 - ???

Hat an der Wittenberger Universität studiert, war Feldprediger und kam über Löben auf die Pfarrstelle in Holzdorf.

6. Burgart (Burchard) Funken - ??? - etwa bis 1574

Sein Sohn war ab 1575 Pfarrer zu Löben.

7. Christopherus (Christoffel) Walther - 1574 -1575

War nur wenige Wochen Pfarrer in Holzdorf und dann kurze Zeit später verstorben.

8. Vitus Alberti (Veit Albrecht) - 1575 - 1612 (wahrscheinlich länger)

Stammte aus Chemnitz und hat u.a. an der Universität Wittenberg studiert.

9. Georg Hellwig - 1616 - 1637

Geboren 1588 in Nebra/Thüringen. War kurfürstlicher Stipendiat in Wittenberg. Seit 1616 bekleidete er das hiesige Pfarramt. Während des 30-jährigen Krieges floh er 1637 zum Superintendanten nach Jessen, weil er u.a. von seiner Gemeinde bei den Schweden angeschwärzt wurde. Bis zu seinem Tode 1651 war Hellwig Diakon in Jessen.

10. Gregorius Mötzsch - 1638 -1654

Vor der Pfarrstelle in Holzdorf war Mötzsch Feldprediger im Generalleutnant Teubeschen Regiment. 1638 erhielt er dann die erledigte Pfarrstelle in Holzdorf. Seine Probepredigt hielt er in der Kirche von Kremitz, da das Holzdorfer Gotteshaus abgebrannt war.

11. Martin Hofmann - 1654 - 1656

Ein aus Schlesien wegen seines protestantischen Glaubens vertriebener Pastor. Das Oberkonsistorium in Dresden setzte ihn 1656 auf die offene Pfarrstelle in Holzdorf. Ein Querkopf, der auch unverantwortlich wirtschaftlich handelte. 1656 wurde die Notbremse gezogen und Hofmann wurde seines Amtes enthoben.

12. Johann Georg Kretzel - 1656 - 1685

Geboren 1618 in Berka/Thüringen. Kretzel kam 1656 nach Holzdorf und übernahm die Pfarrstelle in der neu erbauten Kirche. Er war Vater von 14 Kindern. Seine Predigten waren sehr scharf. Einmal legte er einem schlafenden Bauern in der Schenke eine Rettichscheibe in den Mund und sagte: „Nimm hin und iss“! Darauf sagte sein Schulmeister: „Das ist der Leib Christi“! Dafür wurde Kretzel 12 Wochen suspendiert und sein Schulmeister wurde seines Amtes enthoben. Er starb 1685.

13. Adam Uhle - 1685 - 1707

Geboren 1644 in Plauen. Promovierte in Wittenberg und kam über die Pfarrstelle in Arnsnesta 1685 nach Holzdorf. Uhle hatte 14 Kinder, er starb 1719.

14. Christian Birkholz - um 1707 - 1715 (Neu)

1675 in Burgscheidungen/Thüringen geboren, studierte und promovierte er in Wittenberg. 1707 ehelichte er eine Tochter seines Vorgängers und übernahm das Pfarramt von seinem Schwiegervater. 1715 tauschte er mit seinem Schwager Magister Rothe die Pfarrstelle in Bergwitz. Trotz üppiger Amtsgaben starb Birkholz verarmt 1735 in Bergwitz.

15. Johann Gottfried Rothe - 1715 -1733

Geboren 1673 in Bergwitz. Er promovierte in Wittenberg und kam 1715 durch einen Stellentausch mit seinem Schwager Christian Birkholz nach Holzdorf zu seinem alten Schwiegervater (Pfarrer Uhle). Pfarrer Rothe starb 1733 in Holzdorf.

16. Johann Caldon - 1733 - 1755

Geboren 1682 in Großpohlen. War Rektor und Diakon in Dommitzsch, bevor er 1733 als Pfarrer nach Holzdorf kam.

17. Johann Gottfried Gütte - 1755 - 1787

Wurde 1712 in Wildenau geboren. Er studierte bis 1736 in Leipzig. 1755 beförderte ihn das Oberkonsistorium zu Dresden auf die Pfarrstelle in Holzdorf. Er starb unverheiratet im Jahre 1787.

18. Friedrich Müller - 1787 - 1824

Wurde 1752 als Sohn des Pfarrers von Marzahna geboren. Müller war ein hitziger und launischer Mann, andererseits aber wieder freigiebig und wohltätig. Nach der Schlacht von Dennewitz musste er nach Premsendorf fliehen, da Franzosen sein Pfarrhaus plünderten. Er starb in großer Armut.

19. Gotthilf Carl Schuster - 1824 - 1853

Wurde 1788 in Quetz bei Zörbig als Sohn des Schulmeisters geboren. Er studierte in Halle/Saale und Wittenberg. 1824 erhielt er die Pfarrstelle in Holzdorf. 1849 erfolgte in seiner Amtszeit der Kirchenneubau.

20. Johann Friedrich Weise - 1853 - 1864

Als Sohn eines Lehrers im Jahre 1812 geboren. Er studierte in Halle/Saale. Bevor er 1853 nach Holzdorf kam, war er Anstaltsgeistlicher in der Lichtenburg in Prettin. Nach 17-jährigem Verlöbnis heiratete Weise. Sein einziger Sohn wurde Professor in Hannover. Pfarrer Weise starb 1864 an einer Lungenentzündung.

21. Wilhelm Luther Zahn - 1864 - 1883

Als Pfarrerssohn in Schwanebeck bei Halberstadt geboren. Er studierte in Halle/Saale und kam 1864 auf seine letzte Pfarrstelle nach Holzdorf, wo er auch 1887 verstirbt.

22. Hermann Gustav Friedrich Wisliceny - 1883 - 1897

Geboren 1835 in Ostingersleben (Kreis Neuhaldensleben) als Sohn eines Pfarrers. Er studierte in Halle/Saale und Berlin. 1883 wurde er Pfarrer in Holzdorf. Während seiner Amtszeit wurde der neue Kirchturm erbaut. Wisliceny wurde wegen schwerer Vergehen gegen die „Sittlichkeit“ 1897 seines Amtes enthoben.

23. Johann Rudolf Heinze - 1898 - 1929

Pfarrer Heinze ist eine lokale Persönlichkeit, die den älteren Generationen noch durchaus bekannt ist. Er wirkte sehr zum Wohle der Kirchengemeinde und beteiligte sich auch aktiv am Gemeindeleben. 1909 gründete er den Verein „Evangelische Frauenhilfe“. In seiner Amtszeit wurde 1914 mit dem Bau des neuen Pfarrhauses begonnen (die heutige Evangelische Grundschule). Pfarrer Heinze ist es zu verdanken, dass es eine Kirchenchronik gibt. Nach seiner Pensionierung zog er nach Eilenburg, wo er auch verstarb.

24. Friedrich Theilemann - 1929 - 1950

Kam 1929 aus Kleineichstedt (Kreis Merseburg) nach Holzdorf. In seiner Amtszeit musste eine Reparatur des 1884 erbauten Kirchturms erfolgen. Er starb 1995 in einem Wittenberger Pflegeheim.

25. Willy Küster - 1951 - 1967

Geboren 1906 in Wittenberg. Im Mai 1951 übernahm er die Pfarrstelle in Holzdorf. Trotz des starken Einflusses der sozialistischen Gesellschaftsordnung konnte er das kirchliche Leben der Gemeinde stärken. Besonders intensiv kümmerte er sich um die Kinder- und Jugendarbeit. Ab 1952 verantwortete Pfarrer Küster die grundlegende Sanierung des Innenraumes der Kirche. Die Baumaßnahmen ergaben einen neuen, modernen Gesamteindruck. Aus heutiger Sicht ging dadurch der historische und dörfliche Charakter verloren. Pfarrer Küster ging nach seiner Pensionierung zurück nach Wittenberg, wo er auch verstarb.

26. Nehrkorn (Pfarrer in Stolzenhain - Vertretung) - 1968 - 1969

27. Horst Leuschner - 1969 - 1990

Geboren 1926 in Neustadt/Halle. Im Jahre 1969 übernahm er die Pfarrstelle in Holzdorf. Umfangreiche Bauarbeiten fanden in seiner Amtszeit statt, wie 1970 die Neueindeckung des Pfarrhauses und der Kirche und 1971 die Instandsetzung des Kirchturms. Eine sehr große Herausforderung war der Bau des NVA-Flugplatzes auf umfangreichen Waldflächen der Kirche nahe Holzdorf. Hier waren sehr schwierige Verhandlungen mit den staatlichen Stellen zu führen. Pfarrer Leuschner war ein aufgeschlossener, freundlicher Mensch, der um Ausgleich bemüht war. Aus gesundheitlichen Gründen beendete er 1991 seinen Dienst. Er starb 1998 und wurde auf dem Holzdorfer Friedhof beigesetzt.

28. Schulze (Pfarrer in Stolzenhain, amtierender Pfarrer für Holzdorf) - 1990 - 1993

29. Rolf Gerhard Stille - 1993 - 1999

Stammte aus Holzminden/Westfalen und bekam 1993 seine erste Pfarrstelle (als jüngster Pfarrer) in Holzdorf. Er war ein kritischer und teilweise schwieriger Zeitgenosse, der manches Althergebrachte in Frage stellte. Vor allem zu älteren Gemeindemitgliedern fand er wenig Kontakt. Andererseits kümmerte er sich intensiv um die kirchliche Unterrichtung der Kinder und deren Freizeitgestaltung. Es ist sein Verdienst, dass die alte, jahrzehntelange defekte Kirchenuhr erneuert wurde. Durch Spenden wurde 1997 eine komplette funkgesteuerte Uhrenanlage eingebaut.

30. Schekatz (Pfarrer in Schweinitz - Vertretung) - 1999 - 2000

31. Eva Wutzler - 2000 - 2004

Kam 2000 als rüstige Rentnerin aus Nürnberg nach Holzdorf. Der Wiederaufbau der Kirchengemeinde lag ihr besonders am Herzen. Pastorin Wutzler war sehr beliebt bei „Jung“ und „Alt“. Sie engagierte sich beim Elbe-Hochwasser, aber auch an der Kirche gab es viel zu tun. Unter ihrer Regie wurde erstmals die „Goldene Konfirmation“ gefeiert. Die Turmdachsanierung und die erneute Reparatur der Glockenanlage 2004 fielen auch in ihre Amtszeit. Leider war ihre Zeit in Holzdorf zu kurz, um alles Begonnene zu festigen und zu vollenden. 2004 wurde Pastorin Wutzler unter großer Anteilnahme Richtung Nürnberg verabschiedet.

Mit ihrem Nachfolger Götz Beyer endet vorläufig diese Chronologie, da Holzdorf nicht mehr eine Vollzeitstelle für Pfarrer und Pfarrerinnen bieten konnte. Mitgliederschwund in der Kirchengemeinde, fehlender Nachwuchs usw. machen ein Pfarramt in Holzdorf auf Dauer unwahrscheinlich. Eine Trendumkehr ist auf langer Sicht nicht zu erwarten und eher unwahrscheinlich. Die kirchliche Versorgung der Gemeinde wird von außerhalb sichergestellt. Es bedarf noch weiterer Recherchen, um diese Chronologie weiterzuführen.


Quellen:

Heimatmuseum, Kirchenchronik, Die gesamte Priesterschaft im Churfürstenthum Sachsen (IV. Band, 1755)


Bearbeitungsstand: 29.01.2023

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